SOUNDS LIKE SILENCE | Various Artists

 

SOUNDS LIKE SILENCE – Cage/4’33″/Stille – 1912–1952–2012

Various Artists

Von Inke Arns und Dieter Daniels

English | Deutsch

Gruen 116| Audio CD > [Bestellung] Ein Teil des CD Textes ist in deutscher Sprache
Buch
Tracklist

Rezensionen

 

SOUNDS LIKE SILENCE | Various Artists

 

SOUNDS LIKE SILENCE

2012 steht neben dem 100. Geburtstag von John Cage noch ein weiteres Jubiläum an: Vor 60 Jahren wurde sein ›stilles Stück‹ mit dem Titel 4′ 33″ (vier Minuten, 33 Sekunden) urauf­geführt – am 29. August 1952. Die Komposition in drei Sätzen ohne intentionale Sounds ist heute das prominenteste Stück von Cage.  Diese ›Kunst ohne Werk‹ (John Cage) aktuali­siert und transformiert Impulse der Avantgarde  des frühen 20. Jahrhunderts wie z.B. der Ready­ mades, die laut Marcel Duchamp ›Werke ohne Kunst‹ sein sollten.

 

STILLE AUF CD?

Cages Begriff von Stille ist eng verbunden mit  Fragen von Präsenz und Liveness. Jede Auf­nahme von 4′ 33″ ist eigentlich ein Paradox, denn das Stück live aufzuführen ist weitaus einfacher als es aufzunehmen! Cage will, dass wir den Klängen im Hier und Jetzt lauschen. Eine Aufnahme von 4′ 33″ erlaubt uns jedoch eine ganz andere Erfahrung: Wir hören die ent­fernten Klänge einer anderen Zeit und eines anderen Raums, die sich mit den Geräuschen unserer aktuellen Umgebung vermischen.

Der auf den ersten Blick triviale Akt, 4′ 33″ aufzunehmen entfaltet eine ungeahnte Komplexität. Wie der Musiker Ulrich Krieger schreibt: ›Im Fall von 4′ 33″ und speziell im Fall einer Aufnahme muss sich der Aufführende fragen: Was will ich darstellen?‹ Geht es um eine Aufnahme in einer stillen Situation (Mikrophon­Stille) oder um eine technische Stille (kein Signal)? Wird das Stück mit oder ohne Musiker aufgenommen – und wenn Mu­siker daran beteiligt sind, welche Instrumen­tengattungen sollen beteiligt sein, sollen sie Beginn und Ende der drei Sätze anzeigen – und wenn ja, wie?

Obwohl eine Aufzeichnung eigentlich Cages Interesse am Hier­und­Jetzt der Klänge widerspricht, sind bis heute circa 54 Einspie­lungen von 4′ 33″ auf CD, Vinyl oder digitalen Formaten entstanden (vgl. die Discographie in der Publikation Sounds Like Silence, Spector Books, Leipzig 2012). Auf jeder ist in der Tat  etwas anderes zu hören, je nach Ort und Kontext der Aufnahme. Damit erweisen auch diese Aufzeichnungen eine Referenz an Cages Diktum ›There is no such thing as silence‹.

 

STILLE IM RADIO?
Die Stille ist heute ein Tabu in den Medien. Sobald kein Ton mehr ›auf Sendung‹ ist, setzt im Rundfunk eine Ausfalltechnik ein, die anstelle der Stille ein Notprogramm auf den Kanal schickt. Momente der Stille werden auch im laufenden Programm unterdrückt. Sogar die Nachrichten und der Wetterbericht werden im ›Formatradio‹ mit einer Rhythmusschleife unterlegt.

Die CD Sounds Like Silence basiert auf der gleichnamigen Radiosendung im Klangkunst­ Programm von Deutschlandradio Kultur; diese wiederum entstand anlässlich der Ausstellung Sounds Like Silence des Hartware Medien­ KunstVerein im Dortmunder U (25. August 2012 – 6. Januar 2013). Stille wird angekündigt, sie wird aufgeführt, ausgestrahlt, aufgenommen, sie wird recycelt und sie schreibt sich in Medien und Körper ein. Die sechs Kapitel enthalten erheiternde, skurrile, selten gehörte und erhel­lende Aufnahmen rund um die Stille.

Historisch gesehen war die Stille früher ein normaler Bestandteil der Radiowellen, die Radiosender beendeten bis in die 1950er am späten Abend ihr Programm. Ebenso entstan­den durch die Live­Sendung immer wieder ungewollte Pausen, aufgrund von technischen oder menschlichen Aussetzern. Dramatisch beschreibt dies schon Walter Benjamin in seiner Erzählung ›Auf die Minute‹, die auf seinen eigenen Erfahrungen als Radioautor beruht.
In der Novelle Doktor Murkes gesammeltes Schweigen beschreibt Heinrich Böll 1955, wie die Stille aus dem Radio eliminiert wird, insbesondere durch den Wechsel von der Live­ Sendung zur Sendung vom Tonband, welches eine Nachbearbeitung erlaubt. Doktor Murke sammelt die herausgeschnittenen Momente der Stille, um sie zu Hause zusammen zu kleben und dann genussvoll anzuhören.

Interessanterweise bezieht sich auch John Cage in seiner ersten Skizze für sein ›stilles Stück‹ auf das Radio. In einem Vortrag formuliert er 1948 seine Absicht, ein Stück namens Silent Prayer zu komponieren, das aus 4 ½ Minuten Stille für Muzak (radioartige Beschallung von Kaufhäusern, Fahrstühlen, Arbeitsplätzen usw.) bestehen sollte. Schon 1931 verfasst der Anführer der italienischen Futuristen, Filippo Tommaso Marinetti, ein nicht realisiertes Konzept für eine Sendung aus Klängen und Unterbrechungen von bis zu 40 Sekunden Stille (I silenzi parlano fra di loro), welche die Elemente der Klangmontage noch deutlicher hervortreten lässt.

 

STILLE ALS HERAUSFORDERUNG
Cages Erkenntnis, dass es ›so etwas wie Stille nicht gibt‹, stellt heute eine bedrohliche Alltagserfahrung dar. Fragen der ›Acoustic Ecology‹ nehmen in der Stadt­ und Verkehrspla­nung, in der Architektur und im Produktdesign einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Neben der objektiven akustischen Umwelt hat sich auch die subjektive Umgangsweise mit Sound verändert. Die medientechnisch mögliche Allgegenwart von öffentlicher und privater Beschallung wird zum Gegenstand von kontroversen Diskussionen.

 

Was hören wir, wenn es nichts zu hören gibt?
Wie stark ist unser persönliches Bedürfnis nach Stille?
Und wie viel Stille können wir ertragen – angenommen, es gibt überhaupt so etwas wie Stille?

 


 

STILLE PLAYLIST
Die CD ist eine ›Anthologie der Stille‹ mit einem Spektrum von historischen und aktuellen künstlerischen Arbeiten. Die Ausschnitte bele­gen, dass Stille nie gleich Stille klingt. Einige der Stücke sind wirklich sehr still, andere relativ ›laut‹. Dem aufmerksamen Hörer erschlie­ßen sich dabei subtile, aber weit reichende Unterschiede in der Klangatmosphäre.

 

Die Ausstellung Sounds Like Silence findet vom 25. August 2012 bis 6. Januar 2013 im Hartware MedienKunstVerein (HMKV) im Dortmunder U, Dortmund, statt. Sie wurde von Inke Arns und Dieter Daniels kuratiert.

 

Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation. Sounds Like Silence (hrsg. v. Dieter Daniels, Inke Arns, Spector Books, Leipzig 2012, ISBN: 978­3­940064­41­7) enthält Essays von Inke Arns, Brandon LaBelle, Dieter Daniels, David Toop, Dörte Schmidt, Julia H. Schröder und Jan Thoben, eine Anthologie mit
Beiträgen von Hans­Friedrich Bormann, John Cage, William Fetterman, Kyle Gann, Branden W. Joseph, Douglas Kahn, Jonathan David Katz, Irwin Kremen, Liz Kotz, Julia Robinson, Simon Shaw Miller und James Pritchett sowie Beiträge zu allen teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern.

 

Die CD enthält die Radiosendung, die am 24. August 2012 von 00:05 bis 1:00 im Klang­kunstprogramm von Deutschlandradio Kultur gesendet wurde.

 

Sounds Like Silence
John Cage / 4′ 33″ / Stille heute
1912–1952–2012
Von Inke Arns und Dieter Daniels

 

Radioeröffnung der gleichnamigen Ausstellung Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U, Dortmund
www.hmkv.de

www.dortmunder-u.de

 

Sprecher: Meriam Abbas, Shaun Lawton und Gilles Chevalier
Assistenz: Eva Raisig
Ton: Lutz Pahl
Regie: Inke Arns, Dieter Daniels
Redaktion: Marcus Gammel
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012

Artwork: www.laborb.de

 

Sound Art Series by Gruenrekorder
Germany / 2012 / Gruen 116 / LC 09488 / GEMA / EAN 4050486081365

 

 


 

Tracklist

6 Tracks (48′50″)
CD (500 copies)

 

SOUNDS LIKE SILENCE

01 | ERSTER RAUM: STILLE MIT ANSAGE
John Cage, 4′ 33″, Cambridge, Mass. 1972 (Fernsehmoderator kündigt John Cages Aufführung von 4′ 33″ an), in: Nam June Paik, A Tribute to John Cage, Video, 1973, 60:00 Min. (Ausschnitt 0:57 Min.), Courtesy Electronic Arts Intermix, NYC

 

Anmoderation der Studioaufnahme von 4′ 33″, Cage against the Machine, Cage Against The Machine, Video, 2010, 7:31 Min. (Ausschnitt 0:49 Min.), Courtesy Dave Hillard

 

John Cage, 4′ 33″, Köln 1986 (Der Kurator Wulf Herzogenrath bittet um Ruhe (›Bitte Ruhe, danke!‹) vor der Aufführung), Videodokumentation von Klaus vom Bruch von John Cages Aufführung von 4′ 33″ im Kölnischen Kunstverein, Köln 1986, 1986 / 2012, 6:17 Min. (Ausschnitt 0:15 Min.), Courtesy the artist

 

John Cage (›This is the kind of music that anybody can make. You just have to open your ears and listen.‹), in: Nam June Paik, A Tribute to John Cage, Video, 1973, 60:00 Min. (Ausschnitt 0:08 Min.), Courtesy Electronic Arts Intermix, NY

 


 

MP3

02 | ZWEITER RAUM: STILLE AUFFÜHRUNGEN

John Cage, 4′ 33″, New York City 1972 (Aufführung von 4′ 33″ und Kommentar der auf dem I Ging basierenden Ortswahl; der Ausschnitt endet mit dem Zitat ›This is the kind of music that anybody can make. You just have to open your ears and listen‹ (John Cage), in: Nam June Paik, A Tribute to John Cage, Video, 1973, 60:00 Min. (Ausschnitt 4:26 Min.), Courtesy Electronic Arts Intermix, NY

 

John Cage, 4′ 33″, Köln 1986, Videodokumentation von Klaus vom Bruch von John Cages Aufführung von 4′ 33″ im Kölnischen Kunstverein, Köln 1986, 1986 / 2012, 6:17 Min. (Ausschnitt 1:02 Min.), Courtesy the artist

 


 

03 | DRITTER RAUM: STILLE IM RUNDFUNK
Filippo Tommaso Marinetti, Cinque Sintesi Radiofoniche, 1931 (13:07 Min.), performed by Daniele Lombardi in 1978, 13:07 Min. Publiziert auf: Musica Futurista: The Art Of  Noises, LTM Recordings, LTMCD 2401, 2004, (Ausschnitt aus: I silenzi parlano fra di loro, 2:21 Min.) Released by kind permission of LTM / Daniele Lombardi.

 

Jonty Semper, Kenotaphion, Doppel­CD, Locus+, 2001 (Armistice Day / Remembrance Sunday 1929, 1:11 Min.), Courtesy the artist

 

Jonty Semper, Kenotaphion, Doppel­CD, Locus+, 2001 (Armistice Day / Remembrance Sunday 1945, 1:04 Min.), Courtesy the artist

 

Jonty Semper, Kenotaphion, Doppel­CD, Locus+, 2001 (Armistice Day / Remembrance Sunday 1948, 0:28 Min.), Courtesy the artist

 

Matt Rogalsky, Two Minutes Fifty Seconds Silence (for the USA), Audioarbeit, 2003, 2:50 Min., publiziert auf: Nicolas Collins: A Call for Silence (CD), 2004, (Ausschnitt 0:49 Min.), Courtesy the artist

 

Martin Conrads, Dr. M’s gesammeltes Schweigen (Augsburg Mix), Audioarbeit, 2010, 3:00 Min. (Ausschnitt 0:32 Min.), Courtesy the artist

 


 

MP3

04 | VIERTER RAUM: STILLE AUFNEHMEN
John Cage, 4′ 33″ (studio version), Erster Satz, 0:38 Min., in: Ulrich Krieger: The Complete John Cage Edition, Volume 42: A Cage of Saxophones, Vol. 3 and Vol. 4 (Indeterminacy 1 & 2); © 2010 mode records, mode 222 / 23, Published by Henmar Press / C. F. Peters Corp. Ulrich Krieger hat zwei Fassungen von 4′ 33″ für Saxophontrio aufgenommen: einmal mit geschlossenem (Studio­Version), einmal mit geöffnetem Fenster (›Open Window‹ Version).

 

John Cage, 4′ 33″ (open window version), Erster Satz, 0:33 Min., in: Ulrich Krieger: The Complete John Cage Edition, Volume 42: A Cage of Saxophones, Vol. 3 and  Vol. 4 (Indeterminacy 1 & 2); © 2010 mode records, mode 222 / 23, Published by Henmar Press / C. F. Peters Corp.

 

Christopher DeLaurenti, Favorite Intermissions: Music Before and Between Beethoven, Stravinsky, Holst, 2002–2007, Audioarbeit, GD Stereo (CD), 2010, 68:03 Min., Titel: GD 019-3 SF Variations, 4:35 Min. (Ausschnitt 0:49 Min.), Courtesy Collection Corette Jepeson; SF Variations courtesy of GD Stereo

 

Dave Allen, Silent Recording, Hansa Studios Berlin, Audioarbeit, 2001, 26:00 Min. (Ausschnitt 0:33 Min.), Courtesy Elastic, Malmö

 

Jacob Kirkegaard, Speculum Speculi, Produktion Production: Deutschlandradio Kultur, 2009, 44:44 Min. (Ausschnitt 0:49 Min.)

 

Lasse-­Marc Riek, judenbad, friedberg, germany (jewish bath), Location recording: 28. 2. 2009, 14:57 Min. (Ausschnitt 0:49 Min.)

 

Stephen Vitiello, World Trade Center Recordings: Winds After Hurricane Floyd, Audioarbeit, 1999 / 2002, 8:37 Min. (Ausschnitt 0:49 Min.), Courtesy the artist and American Contemporary, NYC

 


 

05 | FÜNFTER RAUM: STILLE INTERMEDIAL
John Cage, 4′ 33″ (No. 2) (0′ 00″), Peter Pfister (electronic realization), 4:38 Min., auf: John Cage, Music For Five, CD, 1991, hat ART (hat ART CD 2­6070), Switzerland, Co­Produktion: Hessischer Rundfunk, Frankfurt / Hat Hut Records Ltd, Therwil (Ausschnitt 0:49 Min.)

 

Matthieu Saladin, 4′ 33″ / 0′ 00″, Audioarbeit, 2008, 4:33 Min., maximale Verstärkung der ersten Aufnahme von 4′ 33″ (Cramps, 1974) gespielt von Gianni­Emilio Simonetti, Mini CD, Editions Provisoires, (Ausschnitt 0:49 Min.), Courtesy the artist

 


 

MP3

06 | SECHSTER RAUM: VERKÖRPERTE STILLE

John Cage beschreibe seine Hörerfahrung im schalltoten Raum in Harvard im Jahr 1951, in: Nam June Paik, Global Groove, WNET­TV, US 1973, 30:00 Min. (Ausschnitt 0:28 Min.)

 

Brandon LaBelle, The Sonic Body, Produktion: Deutschlandradio Kultur / Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste 2009, 47:58 Min., (Ausschnitt 2:19 Min.)

 

People Like Us (Vicki Bennett), Cage Silenced, Audioarbeit, 4:33 Min., publiziert auf: Nicolas Collins: A Call for Silence (CD), 2004 (Ausschnitt 1:00 Min.), Courtesy the artist

 

John Cage, in: Nam June Paik, A Tribute to John Cage, Video, 1973, 60:00 Min., ›I am here and there is nothing to say. If among you are those who wish to get somewhere, let them leave at any moment. What we require is silence. But what silence requires is that I go on on talking‹ (Ausschnitt 0:59 Min.), Courtesy Electronic Arts Intermix, NYC

 

Einstürzende Neubauten, Silence is Sexy, im Album: Silence is Sexy, ℗ + © 2011, POTOMAK (Indigo 957052), (Ausschnitt 0:60 Min.), Courtesy the artists

 


 

Rezensionen

 

Review | By PROGRESS REPORT
From what I gather, this disc was released to coincide with an exhibition of the same name that ran for several months in Dortmund, Germany, until early 2013. Both, as one might suspect, honour(ed) John Cage’s own ‘silent’ meisterwerk, ‘4:33’, and indeed the very concept of ‘silence’ the piece was designed to explore. Silence, of course, does not exist, yet constantly remains a motivation for us (as John Gray illustrates all too clearly in his excellent book, The Silence of Animals). Cage himself proved this before ‘4:33’, a piece inspired by his ongoing interest in Zen Buddhism and, more particularly, the anechoic chamber at Harvard University, which he visited in 1951 and understood after that despite the said chamber’s ability to absorb sound, his own blood circulation and other bodily sounds could still be heard.

 

This notion, and indeed a very clear playing on it via the title itself, is what forms the basis of this collection of carefully selected pieces collected by curators Dieter Daniels and Inke Arns. Mostly formed around a radio play that’s unfortunately (for me, at least) in German. Each part (or ‘room’ as they are here called) toys with different aspects of silence, its perception and its purported opposite in sound. Utilising interview snippets, concert recordings and the like that themselves include Cage, Dave Allen, Stephen Vitiello, Brandon LaBelle and Einsturzende Neubauten, amongst others.
The segments in English, of course, make for an interesting listen, but so much is lost due to the German language. All the same, it serves as a great taster to what is both an intriguing concept and, indeed, an exhibition I’m certain would be worth visiting anywhere. Silence, after all, at least translates in any language.
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Martin P  | Musique Machine
This review will start with a disclaimer, and probably continue in that vein to the end. Put simply, there’s very slim pickings here if you don’t have a good understanding of German. The cd contains a radio broadcast from 2012, on Deutschlandradio Kultur; celebrating John Cage and in his particular his most famous work 4.33 (for the uninitiated, the piece requires the performer to make no intentional sounds for the duration). The broadcast combines recordings of the piece with soundbites from Cage, as well as further examples of ’silence‘ in sound works.

 

I have, or rather had, a reasonable working knowledge of German: I can follow some of what the commentary is saying, but the vast bulk speeds by; realistically leaving me with just the sound recordings and spoken-English to digest. These sound recordings are largely unexciting, and often simply too short in duration for any reasonable listening. They include extracts from various recorded versions of 4.33 (some performed in the studio, others on the street – for example), field recordings from the World Trade Center, and a snippet from Einsturzende Neubauten – to name a few. Harsh Noise enthusiasts will be pleased to know, that a short extract from a track that subjects the first recording of 4.33 to maximum amplification, will disappoint them. The sound bites from Cage himself are of more interest, but still don’t amount to much listening.

 

This is, what it is: a radio documentary, in German. Thus it is ultimately of most use to those who want a brief audio introduction to Cage’s 4.33, and can understand German. There’s not a lot more to be said. The extracts from recordings are irritatingly short – in the standard ‚radio documentary‘ style – and there isn’t even a full performance of the piece at any point. On the plus side, though, we do hear a recording of Cage describing his experience in an anechoic chamber – something of personal interest to me. So, this cd is unfortunately of very little use to me, given that I don’t fulfil the criteria I set out at the start of this paragraph; but would, I imagine, be of much more use to those who do.

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Curt Cuisine | skug – Journal für Musik
Das Gruenrekorder-Label, schön langsam wächst es mir ans Herz mit seinem radikalen Faible für field recordings. Unvergessen die CD, auf der man verschiedenen Schweizer Bergbahnen zuhören konnte. Unpackbar irgendwie, andererseits auch ganz schön kultig. Aber wie sagte John Cage einst: »Sie müssen es nicht für Musik halten, wenn dieser Ausdruck sie schockiert.« Und damit sind wir auch gleich beim Thema. »Sounds like Silence« präsentiert eigentlich ein Radiofeature, das anlässlich des 100. Geburtstags von Cage und des 60. Jahrestages der Aufführung seines legendären Stückes 4’33“ ausgestrahlt wurde. 4’33“ ist eigentlich als Aufführungsskandal in die Musikhistorie eingegangen. Damals trat Pianist David Tudor vor versammelten Publikum ans Klavier, wartete 4’33“, klappte zweimal den Klavierdeckel auf und zu (für die einzelnen Sätze) und ging dann wieder. Was das Publikum damals vor allem hörte, war die eigene Erwartungshaltung – und die war offenbar unerträglich. Aber Cage wäre nicht ein derart begnadet gelassener Provokateur gewesen, wenn es ihm nur um den Skandal gegangen würde. Cage wollte tatsächlich die Stille zu Aufführung bringen. Weswegen er auch eine elektronische Version erzeugte, in dem er sich einfach mit dem Mikrofon in New York aufstellte (an zufälligen Orten) und die Stille, die natürlich keine Stille war, aufnahm. Unglaubliches, grandioses Detail daran: der ihn begleitende Nam June Paik schnappte sich nach einer Minute das Mikro und interviewte damit Passanten. Ein Lehrstück in Sachen Ursprünge, die nie das waren, was man sich meist von ihnen verspricht. Reine, unverfälschte Momente … jedenfalls, um genau dieses Einfangen der Stille geht es in »Sounds like Silence«, wofür Inke Arns und Dieter Daniels großartige Beispiele aus der Musik- und Radiogeschichte zusammengetragen haben. Das ergibt ganz nebenbei auch einen schrägen, aber umso erkenntnisreicheren Einstieg in ein ganzheitliches (ergo radikales) Musikverständnis (natürlich ist Stille die vollkommene Musik, natürlich ist Harmonie Lärm und Lärm eigentlich Harmonie …). Und darum kann diese CD nur uneingeschränkt empfohlen werden, auch wenn es in formaler Hinsicht eben bloß ein Radio-Feature ist.

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Héctor Cabrero | Le son du grisli
Sounds Like Silence est un hommage à la composition silencieuse de Cage, 4’33’’, rendu par des noms comme Nam June Paik, Brandon LaBelle, Ulrich Krieger, Einstürzende Neubauten, Jacob Kierkegaard, Lasse-Marc Riek, Stephen Vitiello ou People Like Us. Sur les lèvres des artistes & musiciens (de documents en captations) on peut lire que si le silence n’existe pas, rien ne vaut pourtant le silence. A méditer ?

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Tina Manske | CULTurMAG
Ein Hörstück von Inke Arns und Dieter Daniels widmet sich dem bekanntesten Werk von John Cage – seinem silent piece „4‘33‘‘“, einer Komposition in drei Sätzen mit kompletter Stille. Es feiert in diesem Jahr ebenfalls einen runden Geburtstag. Bei der Uraufführung im August 1952 markierte der Pianist David Tudor die Anfänge und Endpunkte der Sätze mit dem Anheben und Schließen die Klavierdeckels. Seitdem haben unzählige Musiker und Orchester ihre eigene Interpretation des Stückes vorgelegt. Aber Cage war nicht der erste, der sich mit Stille als Sound beschäftigte. Schon in den 1930er-Jahren legten Künstler wie Marinetti ähnlich gelagerte Arbeiten vor. Und natürlich hatte Cage Nachfolger: So filterte Matt Rogalsky in seinem Stück „Two Minutes Fifty Seconds Silence (for the USA)“ aus dem Jahr 2003 alle Töne aus George W. Bushs „Rede an die Welt“, in der er Hussein ein Ultimatum für den Abzug aus Afghanistan stellt. Eine gespenstische Aufnahme – nur die Echos von Bushs Stimme im Weißen Haus sind zu hören, und sie klingen wie Bombeneinschläge.

 

Die CD versteht sich als „Anthologie der Stille“. Der Titel „Sounds Like Silence“ benennt eine Doppeldeutigkeit: Stille kann ein Sound sein, aber Sounds benötigen auch die Stille als ihrem Gegenpart. Arns und Daniels teilen ihr Hörstück in sechs akustische, thematisch geordnete Räume ein. Sie betrachten dabei die Geschichte von Stille bei Aufführungen, bei Ausstrahlungen im Rundfunk, bei der Aufnahme im Studio etc. Die Arbeit bietet damit einen kurzweiligen und reichlich informativen Einstieg in die musikalische Konzeption von silence.

 

Inke Arns und Dieter Daniels: Sounds Like Silence. Cage/4‘33‘‘/Stille. 1912-1952-2012. Gruenrekorder. Radioeröffnung der gleichnamigen Austtellung des Hartware MedienKunstVereins im Dortmunder U (noch bis 6. Januar 2013). Zur ausführlichen Beschreibung bei gruenrekorder, inklusive einiger Hörproben. Direkt zum Ausstellungsführer.

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maeror3 | livejournal
Если «Черный квадрат» Малевича можно назвать абсолютной границей живописи в частности и всего современного искусства в целом, за которой ничего нет, кроме пустоты и дзена, то пьеса «4’33’’» Джона Кейджа выполняет подобную роль в музыке, открывая новые возможности восприятия и подводя категорический итог всему тому, что было до этого. Каждый может нарисовать квадрат, каждый может исполнить пьесу Кейджа, наслаждаясь причастностью к искусству, которое, по сути, в этих пограничных формах обрушилось само в себя, явив миру то, что скрыто за мазками краски и нотами – мрак, пустоту и тишину, из которых формируется новая реальность, целиком зависящая от наблюдателя, его состояния и его окружения.

 

В год столетнего юбилея американского композитора и шестидесятилетия создания «4’33’’» немецкий лейбл «Gruenrekorder» и «Deutschlandradio Kultur» подготовили антологию «Sounds Like Silence». Идея поначалу кажется странной – ну как можно уместить тишину на CD? Издать пустые диски продолжительностью четыре минуты тридцать три секунды? Создатели отнеслись к этой работе более творчески и серьезно: тишина Кейджа подана в формате радиопередачи, состоящей из шести частей-комнат. Ее ведущие и «гости в студии» подробно рассказывают (на немецком, так что не знающие языка слушатели могут на данном этапе отсеяться) о личности Кейджа, о его влиянии на культуру, о его предшественниках, давая возможность услышать уникальные записи «до-Кейджевой эпохи тишины», а также известные исполнения этой пьесы. Существует множество ее версий – ее «исполняют» в концертных залах, на шумных улицах Нью-Йорка, в подземке, возле известных зданий вроде ВТЦ, не забыто первое исполнение в Вудстоке. Если посмотреть на имена исполнителей и послушать большую часть работ, можно сделать вывод, что все создатели «конкретной музыки» и «полевых записей», по сути, все время играют Кейджа, заполняя короткий временной отрезок гулом и грохотом коллектора, шумами, залетающими в открытое окно и другими фоновыми звуками, комбинация которых каждый раз неповторима. Среди видных имен – Стивен Вителло, Лассе-Мари Риек, Вики Беннетт, Брендон ЛаБелль, Кристофер ДеЛауренти и другие, те, на которые четыре минуты тридцать три секунды тишины оказали сильное влияние и подтолкнули к творчеству. Не забыты даже «Einsturzende Neubauten» – а что, «Silence in Sexy» вполне вписывается в концепцию сборника. На котором, кстати, звучит голос самого Кейджа, который относится к интервью, надо заметить, не без иронии, громким шепотом повествуя о своей творческой философии.

 

«Sounds Like Silence» – не просто компиляция, а серьезное культурологическое исследование, посвященное одному из символов современного искусства. Познавательно, если не брать в расчет трудности перевода.

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Idwal Fisher | IDWAL FISHER

[…] ‘Sounds Like Silence’ is a straight lift from a radio program broadcast via Deutschlandradio Kultur on the 24th of August this year. In case you were unaware 2012 sees the hundredth anniversary of John Cage’s birth and there’s been various performances, exhibitions and radio programs to help celebrate this fact [I spent last Saturday night catching up with the various Radio 3 broadcasts devoted to Cage and enjoyed pretty much all of it but discovered only after the fact that Nyoukis and Constance were part of the Proms tribute to the man – bugger].

 

It goes without saying that Cage’s 4’33’’ is one of the 20th centuries most important compositions and remains one of the few works with the ability to divide an audience like no other. Its a great litmus test too, ask someone what they think of Cage’s 4’33’’ and if you get a dumb answer you can be pretty certain that the person you’re addressing has no imagination at all and should be excluded from the next round. Barnsley poet Ian Macmillan recently included 4’33’’ as one of his Desert Island Discs and had to virtually beg the host to play just a bit of it, the BBC fearing, as it does, that even a smidgen of silence will lead bemused listeners to tune away to other channels. But as stated here, the two seconds of silence that follows the last bong of Big Ben that signals the start of the BBC 6 O’Clock news is perhaps one of the most potent silences on the radio, the silence being heavy with portent.

 

The CD is divided into six rooms, in each of which 4’33’’ is approached in a different manner. ‘Room One’ contains various versions of 4’33’ as recorded by Cage and the introduction to the studio recording of Cage Against The Machine’s anti-single. ‘Room Three’ contains silences as broadcast on the radio including an extract from Marinetti’s ‘I Silenzi Parlano Fra Di Loro’ and the silences heard during various remembrance ceremonies. And so it goes, David Allen, Gruenrekorder’s own Lasse-Marc Riek, People Like Us, Nam June Paik and Cage himself of course. The last track on ‘Room Six’ comes courtesy of Einstürzende Neubauten and an excerpt of their track ‘Silence is Sexy’ which is all very arty and Teutonic and fitting which is probably why there’s no sign of Simon and Garfunkel’s mawkish ‘Sounds of Silence’ or The Tremeloes ‘Silence is Golden’. No sign here either of the two minutes silence as observed at Princess Diana’s funeral which was later released as a seven inch single and my other two favorite ‘silent’ tracks, Whitehouse’s ‘Birthdeath Experience’ and The New Blockaders ‘Symphony in O Minor’. All the tracks included are excerpts of course.

 

The presenters of the show speak in both German and English but theres enough English included to make this but the smallest of stumbling blocks for non German speakers.

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Brian Olewnick | Just outside

A quite crowded and noisy compilation of many performances of 4’33“.

It’s an odd melange, incorporating many announcements (from the radio, for the most part, I think), in German and English, about the piece. The first of the six tracks, indeed, consists of virtually nothing but these announcements, including contributions from Cage himself (once between 103rd and 104th Sts. at 3rd Avenue, an intersection I know pretty well) and a sarcastic news reporter at Harvard Square. The former includes commentary from passersby, over a faintly heard „Day by Day“ (that horrid song from „Godspell“), before moving to a brief (14-second) second movement near the river. It’s a fascinating listen, somehow much more alive than most field recordings I’ve heard these days…

 

There’s much repetition here, in the spoken texts and certain sounds, but the works unspool in different directions. There are performances of 4’33 by, among others, Matt Rogalsky, Ulrich Krieger (a saxophone quartet version), Lasse-Marc Riek, Stephen Vitiello, Mathieu Saladin (the wonderful, full-volume rendition) and Einsturzende Neubaten („Silence Is Sexy“). As a kind of primer that, if nothing else, lists a number of approaches and to an extent, some amount of public reception, „Sounds Like Silence“ performs a small service. Personally, only the shards of Cage conversation (that live street piece, especially) were valuable. There’s no other attempt at explication to any substantial degree, presuming I’m not missing too much of the German text, which could be the case.

For completists only, I fear.

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Jochen Meißner | FUNKKORRESPONDENZ

Subversiv, kritisch und aufregend

Dieser Tage jähren sich gleich drei Jubiläen: der 100. Geburtstag von John Cage am 5. September, sein 20. Todestag am 12. August und der 60. Jahrestag der Uraufführung seiner berühmtesten Komposition: der dreisätzigen Generalpause „4’33““, die am 29. August 1952 ihre Premiere hatte. Mit ihrem Feature „Sounds like Silence“ haben die Kuratorin Inke Arns und der Medientheoretiker und Kunsthistoriker Dieter Daniels die von ihnen konzipierte gleichnamige Ausstellung im Hartware MedienKunstVerein Dortmund (HMKV) eröffnet. Wohl auch deshalb ist ihre Sendung Stück in insgesamt sechs „Räume“ unterteilt.

 

Der erste „Raum“, „Stille mit Ansage“ betitelt, beginnt mit dem schönen Satz: „Bezeichnen¬derweise wird die Aufführung von Cages Komposition »4’33“« oft mit viel Lärm angekündigt.“ Denn Stille ist ein Differenzphänomen oder, wie es Cage später selbst sagte: „There is no such thing as silence.“ Nicht einmal das digitale Nichts, das Rafael Jové in seinem Hörspiel „Das Radio ist nicht Sibirien“ als Edelstille aus dem Großen Sendesaal des Dänischen Rundfunks in Kopenhagen ausgegeben hat (vgl. FK 21-22/12), füllte den Hörraum mit Stille, sondern hob nur die Geräusche in der Umgebung des Radios hervor.

 

Wie bedeutungsvoll Stille sein kann, wissen Leser und Hörspielhörer aus Heinrich Bölls Erzählung „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ (1955), in der sich Herr Dr. Murke von einer schönen Frau nur ein Band beschweigen lässt – was die als beinahe unsittlichen Angriff betrachtet. Martin Conrads’ Stück „Dr. M.s gesammeltes Schweigen“ (2010) hat ebenso mit Vorwürfen der Unsittlichkeit zu tun. Aus einer Radiopredigt des umstrittenen Bischofs Dr. Walter Mixa zum Thema Nächstenliebe entfernte Conrads jeglichen gesprochenen Text – eine künstlerische Realisation und ein bissiger Kommentar auf jene „Zeit des Schweigens“, die der Papst dem Augsburger Bischof nach dessen Rücktritt auferlegt hatte. Ein ähnliches Verfahren hatte schon 2003 der amerikanische Künstler Matt Rogalsky angewandt, als er die 13-minütige Rede, in der US-Präsident George W. Bush dem irakischen Diktator Saddam Hussein sein Ultimatum stellte, auf „Two Minutes Fifty Seconds Silence (for the USA)“ kondensierte. Inke Arns und Dieter Daniels nennen dieses Stück, das als Klangereignisse nur den dumpf-schlagenden Nachhall von Bushs Worten enthält, „ein Destillat“ seiner Rede.

[… Ausschnitt – Mehr auf: funkkorrespondenz.kim-info.de]

 

Frans de Waard | VITAL WEEKLY

[…] Although not yet mentioned in Vital Weekly, in about a week from now, its will be 100 years ago that John Cage was born, and no doubt the official overground world are already celebrating, and perhaps the underground too. Maybe we see some tributes popping up in the announcement section. ‚Sounds Like Silence‘ is the first of these tributes and is dedicated to perhaps Cage’s most (in-)famous piece ‚4’33‘. Do I need to explain what that is about? I should hope not, even when there are a couple of interesting points to be made about it. I’d like to refer to Kyle Gann’s excellent book on this piece ‚No Such Thing As Silence‘. On this CD ‚Sounds Like Silence‘ we have a whole bunch of pieces that deal with the notion of silence, and was broadcasted as a radio program. Its also an exhibition and a book (hopefully one to review!) and on the CD we find pieces that deal with silence, mainly from previous releases. Various recordings of Cage’s ‚4’33‘, announcements thereof, but also Jonty Semper’s silence on Armistice Day, empty rooms, cover versions (although none of the ’45’18‘ compilation CD, oddly enough but then according to Gann ‚unobtainable obscure‘), and makes up a great radio broadcast. Some knowledge of the German language is welcome, but many parts are by Cage himself, and other English speakers, so a great introduction to this piece. The audio part of Gann’s book and no doubt the exhibition. So, perhaps, to be continued, I hope!

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