Eins + | Various Artists

 

Eins + | Mark Lorenz Kysela

Gruen 120 | Audio CD > [Bestellung]

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Rezensionen

 

Mark Lorenz Kysela spielt aktuelle Musik für einen Instrumentalsolisten, klangliche Erweiterungen und Zuspieler

 

1_Christoph Ogiermann | DRUCKBLÖCKE und ZEICHENAKKUMULATIONEN BCC
den arschlöchern die durch ihren egoismus und ihre angst den wunsch nach zärtlicher solidarität an der verwirklichung hindern
für Saxofon, Licht, Video, Zuspiel (2002), Hörfassung (Bcc) (2011/12) 9’32
MP3
Kysela – Sopransaxofon, Aktionen
Ogiermann – Erstellung des Zuspielers und der Hörfassung
Aufnahme: Gerd Anders, Bremen 2011

 

2_Thomas Stiegler | Treibgut VI
für Sopransaxofon und Zuspiel (2012) 14’04
MP3
Kysela – Sopransaxofon
Stiegler und Hannes Seidl – Erstellung des Zuspielers
Aufnahme: Heiko Schulz, Leonberg 2012

 

3_Martin Schüttler | schöner leben 7
für Saxofone und Elektronik (2011) 11’15
MP3
Kysela – Sopran- und Tenorsaxofon, fussbedientes Keyboard, Stecker, Kabel, Midi- und Distortionfusspedal, Spraydose
Schüttler – Einrichtung der Live-Elektronik und der Zuspiel-Samples
Text: Mara Genschel
Stimme: David Foster Wallace
Aufnahme: Sebastian Schottke, ZKM Karlsruhe 2012

 

4_Michael Maierhof | splitting 13
für Altsaxofon mit schwingendem System und Zuspielung (2010) 13’03
MP3
Kysela – Altsaxofon mit Splitter
Maierhof – Einspielung und Erstellung des Zuspielers
Aufnahme: Sebastian Schottke, ZKM Karlsruhe 2012

 

5_Alvin Lucier | IN MEMORIAM JON HIGGINS
for clarinet and pure wave oscillator (1985) 19’56
MP3
Kysela – Klarinette und Programmmierung des Sinustongenerators
Aufnahme: Kysela, Stuttgart 2012

 

6_Uwe Rasch | aus vierundzwanzig: drei
für Sopransaxofone und Zuspiel (2010) 2’26
MP3
Kysela – Sopransaxofone und Zuspielband ( Eisenstangen, Drumsticks, Kissen )
Rasch – Schuss in den Flügel
Aufnahme: Rasch, Kysela, Amelie Haas, Bremen 2011, Stuttgart 2012

 

6 Tracks (70′18″)
CD (500 Stück)

 


 

Eins+
Mark Lorenz Kysela, Saxophone und Klarinette

 

Ein Interpret auf Saxophonen und Klarinette. Solistisch, in Kombination mit (live-) elektronischen oder analogen Erweiterungen und Zuspielungen. Mark Lorenz Kysela stellt sechs völlig unterschiedliche Stücke vor: künstlerische Individualpositionen mit Blick auf die Radikalität der Klangsprachen, die Formgebung und den Einsatz des Solisten.

 

CHRISTOPH OGIERMANN
DRUCKBLÖCKE und ZEICHENAKKUMULATIONEN BCC

»Instrumentespielen ist eine hand-fuß-körperwerkliche Tätigkeit einer Person in konkreter Situation. Das kann deutlich gemacht werden, indem sich – unabhängig vom klingenden Resultat – mehr auf die Erzeugung durch die SpielerInnen konzentriert wird: Stichworte wären hier: instrumentale Choreographien, Aktionsnotation, vom traditionellen Instrumentalspiel unabhängiges oder gar dem Instrumentalspiel gegenläufiges Bewegen.« Die Präsenz des Interpreten, die Christoph Ogiermann hier einfordert, sucht er in seinen Kompositionen vielfach durch Direktheit, durch »Auslieferung« zu verwirklichen: Es gilt, die Demarkation zwischen Ausführendem und Zuhörer zu verwischen und eine Art musikalischen »Vollkontakt« herzustellen. »Ich habe immer wieder erlebt«, sagt Ogiermann, »dass für mich die schönsten Momente beim Erleben von Kunst die sind, in denen meine Abwehr zerbricht. Ich möchte überwältigt sein von dem, was da ungefiltert auf mich zukommt.«

 

In DRUCKBLÖCKE und ZEICHENAKKUMULATIONEN BCC wird die Anwesenheit des Interpreten in besonderer Weise betont. Ogiermann sucht hier nach der maximalen Präsenz des »Hand-Fuß-Körperwerklichen«: »Die Aufnahme erfolgt aus der ›Sicht‹ und sehr nahe beim, um nicht zu sagen IM Interpreten: also vom Auftritt und Atmen bis zur  Schlusskonzentration wird alles SEHR nah aufgenommen. Der Aufführungsraum ist eher klein als groß, ein bisschen klaustrophobisch.« Zudem ist das Stück als Hörspiel angelegt: Anstelle der Dokumentation einer Aufführung steht hier die Montage verschiedener Materialien im Vordergrund.

 

THOMAS STIEGLER
Treibgut IV

Einfachheit, Nachvollziehbarkeit und die absichtsvolle Beschränkung musikalischer Materialien sind die konstitutiven Merkmale der Kompositionen von Thomas Stiegler. Die Reduktion sowohl auf der Ebene des Materials als auch auf der der Struktur führt in Stieglers Arbeit zur Konzentration auf den singulären Klang, den er von der »Last der Bedeutsamkeit« zu befreien sucht. So entstehen seit Mitte der neunziger Jahre Kompositionen, die dem musikalischen Material in zurückhaltenden Näherungen begegnen. Als wesentliches Merkmal von Stieglers Ökonomie im Umgang mit dem Material lässt sich in seinen Stücken die Wiederholung musikalisch-formaler Strukturen ausmachen; sowohl kleine Einheiten als auch größere Abschnitte finden sich in repetitive Abfolgen eingebunden.

 

In Stieglers Werkreihe Treibgut, die seit 2008 entsteht, ist der Ausgangspunkt eine Repetition auf dem Ton e. Treibgut IV für Sopransaxophon und Zuspielung beginnt ebenfalls mit dieser Tonwiederholung und folgt im weiteren einem strengen formalen Plan, den Stiegler erstmals in dem 2004 komponierten Stück vertikal I angewandt und 2010 in seinem Hörstück Das Wetter in Offenbach wieder aufgegriffen hat. In Zeiteinheiten von einer Minute bzw. 30 Sekunden erklingen Alltagsgeräusche und Sinustongemische, wechseln sich ab, überlagern sich. Im Hörstück waren es die Umgebungsgeräusche einer Fahrradfahrt von Frankfurt nach Offenbach, in Treibgut IV sind es ähnlich »weltliche« Klänge: etwa das Rauschen einer Heizung, ein Röhrenradio, eine Wasserruhr, die Mechanik eines Kassettenrekorders oder die Geräuschkulisse eines Hinterhofs. Auf diese klangliche Schicht setzt das Saxophon leise, zurückhaltende Aktionen – meist mikrotonale Umspielungen eines Einzeltons, immer wieder im Rekurs auf den einleitenden Ton e.

 

MARTIN SCHÜTTLER
schöner leben 7

Eine Arbeit, so weit wie möglich unbehelligt von äußerlichen Anforderungen, von Kompromissen oder Konzessionen – so fasst Martin Schüttler die idealen Voraussetzungen seiner kompositorischen Tätigkeit und kritisiert damit im Umkehrschluss ihre Fremdbestimmung, die mehr und mehr als unvermeidlich hingenommen wird: Die Autonomie des ästhetischen Prozesses wird zunehmend den Dispositiven untergeordnet, die ihn von Außen bestimmen. Seinen Zyklus schöner leben, an dem er seit 2004 arbeitet, versteht Schüttler dagegen als ein Modell, das die Selbstbestimmung des Komponisten betont: »Die Stücke entstehen, weil ich sie schreiben möchte, weil sie sich an Interpreten wenden, die ich schätze und mit denen ich zusammenarbeiten möchte. Insofern nimmt diese Musik die Vorstellung auf, unter welchen Bedingungen ich arbeiten will. Der Titel des Zyklus ist in dieser Hinsicht ganz wörtlich zu nehmen: Ich möchte schöner leben. Und zwar in der Selbstbestimmung meiner Arbeitsumgebung und nicht in der Erfüllung eines Automatismus’, der in der Neuen Musik zunehmend alternativlos erscheint.«

 

In ihrem klanglichen Erscheinungsbild wenden sich die Stücke aus der Reihe schöner leben nachdrücklich gegen das, was Peter Ablinger einmal die »Intaktheit des äußeren Erscheinungsbildes« genannt hat. Schüttler hat kein Interesse daran, den »state of the art« Neuer Musik vorführen, sinnfällig gemacht in der mehr oder minder kunstfertigen Anwendung eines Materials, das gerade als »fortschrittlich« gilt. Seine Musik verweigert sich der bloßen Demonstration handwerklicher Versiertheit. Stattdessen bedient sie sich einer spröden, unverfeinerten Klanglichkeit – des Potenzials einer »profanen« Materialität.

 

Auch schöner leben 7 für Saxophone und Elektronik besteht aus solchen Elementen. »Ich greife auf bereits vorhandene Materialien zurück. Angesammeltes, Vorsortiertes. Auch Unfälle und Fehlversuche. Beiläufig abgefallenes Zeug, beim Surfen, Lesen, Ausprobieren, Hören, Rausgehen, beim Beobachten trivialer Abläufe. Das Meiste taugt eigentlich nicht. Es ist unproportioniert, langweilig oder kitschig, abgeschmackt oder sonstwie unpassend. Genau das interessiert mich, damit fange ich an zu arbeiten.« schöner leben 7 ist eine Komposition, die sich aus dem Verunglückten, Unzulänglichen speist: Ein zentrales Material sind die Tonspuren von YouTube-Videos, auf denen Saxophon-Anfänger ihre mäßigen Fortschritte vorführen. Schüttler verwendet diese Fundstücke als Rohstoffe, die »zersetzt, ausgebleicht, seziert« werden.

 

Der Untertitel des Stücks – »Äußerlich auf dem Damm, aber verkorkst im Innern« – ist ein Zitat aus der Erzählung John Billy von David Foster Wallace. Dessen Stimme taucht ebenfalls auf: In Form eines »Pseudosongtexts« der aus Fragmenten eines Interviews mit dem Schriftsteller zusammengeschnitten wurde. Auf dieser Basis spielt schöner leben 7 mit den Klischees der Gattung Popsong (Beat, Stimme, Strophen, Refrain etc), allerdings werden die Proportionen überdehnt, die Funktionen missachtet – das Resultat bezeichnet Schüttler als »verkorksten Song«.

 

MICHAEL MAIERHOF
splitting 13

»Meiner Ansicht nach ist eine Erneuerung in der Neuen Musik heute nur durch Einspeisung von Realität möglich. Dies wäre die gegenteilige Konzeption einer Musik als Fluchtpunkt, Fluchtmittel, in der bildenden Kunst Kunsthandwerk genannt.« In seinen Kompositionen versucht Michael Maierhof, eine Abkehr von den eigengesetzlichen Denkräumen zu leisten, in die sich die Neue Musik mehr und mehr zurückgezogen hat. Dem gegenwärtigen Komponisten komme die Aufgabe zu, akustische Realitätserfahrungen im Rahmen ästhetischer Objekte zu explorieren, sowie die entsprechenden Formprozesse einer solchen »Übertragung« zu erarbeiten. Demzufolge sieht Maierhofs Konzeption eine drastische Erweiterung des Materialstands zeitgenössischer Musik vor.

 

Es spiele keine Rolle, »ob sich der Komponist bei der akustischen Übersetzung von Realitätserfahrung mit dem Materialkanon der Meisterkomponisten, mit der Popmusik, der urbanen Klangwelt, einer Baustelle, einem Schlagbohrer oder den Geräuschen eines Konzertpublikums vor Konzertbeginn auseinandersetzt. Ob er sich elektronischer Klangmöglichkeiten bedient, die akustischen Qualitäten von Alltags-Objekten abtastet, die Möglichkeiten der traditionellen Instrumente weitertreibt, die Toilettenspülung im ICE akustisch analysiert, das komplexe rhythmische Klangfeld einer raschelnden Plastiktüte untersucht oder das akustische Ablaufprotokoll eines anspringenden Kühlschranks erstellt.« Bei aller Anbindung an die Alltagswirklichkeit, die Maierhof fordert, betreibt er in seiner Musik aber keineswegs ein bloßes Abbilden im Sinne einer »Verpflanzung« von Alltagsklängen aufs Konzertpodium. Die Analyse solcher Klanglichkeiten ist für ihn lediglich der Ausgangspunkt für einen explizit musikalischen Zugriff.

 

splitting ist der programmatische Titel einer Werkreihe Maierhofs, die seit 1999 entsteht. Grundlage dieses Zyklus’ für Soloinstrumente sind akustische Experimente, die die Aufspaltung von Tönen in mehrschichtige Klänge thematisieren und auf eine Unterminierung gewohnter Klanglichkeiten abzielen. In splitting 13 wird das Altsaxophon mit einem »schwingenden System« versehen: ein mit Murmeln gefüllter Plastikbecher, der im Schallstück des Instruments befestigt ist. Die angeblasenen Töne versetzen diese Konstruktion in Schwingung, wodurch Klangkomplexe entstehen, die sich eklatant vom gewohnten klanglichen Erscheinungsbild des Saxophons entfernen. Eine weitere Schicht in splitting 13 ist eine Zuspielung, die eine andere Perspektive des Systems aus Plastikbecher und Murmeln einbringt: »Anreger« ist hier nicht der Saxophonist, sondern ein Elektromotor.

 

ALVIN LUCIER
In Memoriam Jon Higgins

»Es geschieht nicht oft, dass ein Komponist in Erscheinung tritt, dessen Arbeit so überzeugend ist und sich so wesentlich von der seiner Zeitgenossen und Vorläufer unterscheidet, dass wir wohl oder übel unsere grundlegenden (und oft unbewussten) Annahmen, unsere ›selbstverständlichen Axiome‹ über Musik revidieren müssen.« – Als einen Avantgardisten im besten Sinne bezeichnet der Komponist James Tenney hier seinen Kollegen Alvin Lucier. Der Weg dorthin gelang ihm allerdings keineswegs geradlinig. Als er Anfang der sechziger Jahre nach Europa reiste, musste er feststellen, dass der dort betriebene musikalische Fortschritt nicht seiner ästhetischen Vorstellung entsprach: »Für Stockhausen, Nono und all die anderen Komponisten war es selbstverständlich, derartige Musik zu schreiben – für mich dagegen wäre es bloße Nachahmung gewesen, ich hätte in einem fremden Dialekt sprechen müssen. Als ich nach Hause zurückkehrte, kamen mir keine Ideen, bis ich auf den Gehirnwellen-Verstärker stieß…«

 

Zwei Kopfhautelektroden, ein Differentialverstärker und ein Bandpassfilter – von einem befreundeten Physiker geliehen – wurden im Jahr 1965 zur Basis einer Kompositionsweise, mit der Alvin Lucier seine individuelle Vorstellung von Musik erstmals realisieren konnte. Im Experiment mit den Apparaturen fand er heraus, dass die in den menschlichen Hirnströmen enthaltenen Alphawellen durch entsprechende Verstärkung in hörbare Frequenzen überführbar sind. Diese freigesetzte Energie verwandte Lucier, um verschiedene Schlaginstrumente in Schwingung zu versetzen, indem er sie mit davor platzierten Lautsprechern anregte. Music for Solo Performer ist der Titel des Stücks, das zum Startpunkt von Luciers Ideal einer »körperlichen Musik« wurde und in der Folgezeit verschiedenste Ausformungen erfuhr.

 

»Ich musste ich einen Weg finden, für akustische Instrumente in einer Weise zu komponieren, die meinen bisherigen Arbeiten ähnlich war. Die Arbeit mit dem Phänomen der Schwebung begriff ich als Möglichkeit, meine Ideen umzusetzen. Die Schwebung ist ein körperlicher Prozess, kein poetischer: Die Klänge leisten hörbare Arbeit.« – Mit Crossings für kleines Orchester erstellt Lucier im Jahr 1982 seine erste Komposition auf der Basis von Schwebungsphänomenen. Hier kreuzen die Töne der Orchesterinstrumente das beständig ansteigende Signal eines Sinustongenerators. Das zwei Jahre später entstandene Stück In Memoriam Jon Higgins folgt demselben Prinzip: Die Schwingungen eines stabilen Klarinettentons und die eines beinahe unmerklich langsam aufsteigenden Sinustons treffen aufeinander. Es entstehen Schwebungen, die weder von der Klarinette, noch vom Tongenerator erzeugt werden. Was sich hier tut, entsteht ganz von allein: dazwischen.

 

UWE RASCH
aus vierundzwanzig: drei

Seit einigen Jahren arbeitet Uwe Rasch an dem Projekt aus vierundzwanzig – einem »Materialhaufen« (Rasch), der sich auf den 24-teiligen Liederzyklus Die Winterreise von Franz Schubert bezieht. Diese Sammlung von Materialien lässt sich in Module teilen, die je nach Aufführungssituation und Raum in unterschiedliche Kombinationen gesetzt werden können. Raschs Bezug auf Schuberts Winterreise ist dabei nicht inhaltlich motiviert: »Ich gehe von einem gezielten Missverständnis des romantischen Ansatzes aus: Die enttäuschte romantische Liebe bietet für diese Arbeit keinen Anlass und die Texte Wilhelm Müllers bilden nur mehr einen Assoziationsrahmen, Ausgangspunkte oder auch Widerstände in der Suche nach Musik.« Übernommen wird stattdessen die Aktivität des Protagonisten: das ziellose Umherschweifen eines erschütterten Menschen, das »kalte Unterwegssein«, wie Rasch es formuliert.

 

aus vierundzwanzig: drei nimmt Bezug auf das dritte Lied der Winterreise: »Gefrorne Tränen«. Hier steht der Wanderer völlig isoliert, verzweifelt und todgeweiht in der kalten Welt. Seine Tränen richten gegen diese Kälte nichts aus – sie werden selbst zu Eis. Uwe Rasch entnimmt dem Lied die »keilförmigen« Staccato-Akzente, denen lange Tenuto-Töne folgen. Diese beiden Elemente löst Rasch aus dem semantisch-kompositorischen Kontext des Liedes und fügt sie in neue Zusammenhänge.

 

Michael Rebhahn

 


 

 

Alvin Lucier
Der 1931 geborene Amerikaner Alvin Lucier ist einer der profiliertesten Vertreter der experimentellen Musik. Lucier erforscht in seinen zwischen Performance, Komposition und Wissenschaft angesiedelten Arbeiten akustische Phänomene und deren Wirkung im Raum.
In seinem bekanntesten Stück I Am Sitting in a Room (1969) spielt Lucier eine von ihm gesprochene Ton-Aufnahme in einem normalgroßen Raum ab und macht gleichzeitig eine Aufnahme davon. Diese wird wiederum in demselben Raum abgespielt und gleichzeitig aufgenommen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt bis die Stimme der Aufnahme nicht mehr zu verstehen ist, sondern nur noch die vielfach multiplizierte Raum-Akustik hörbar ist. In seinem Stück Music for Solo Performer (1965) nutzt Lucier ein Gerät, das Gehirnwellen verstärkt und in akustische Schwingungen umsetzt. Es gelingt ihm, mit seinen Gehirnwellen die Membranen angeschlossener Lautsprecher so stark in Schwingung zu versetzen, dass er auf ihnen verschiedene Perkussionsinstrumente zum Klingen bringen kann. In seiner Klanginstallation Empty Vessels lässt Lucier mehrere Personen Texte in Hohlkörper, wie etwa ein Fass, eine Vase und ein Straußen-Ei hineinsprechen um ihre Stimmen auf natürlichem Wege zu verzerren und zu verändern. Die künstliche Amplifikation von Stimmen durch elektrische Geräte will Lucier in vielen Arbeiten vermeiden. Zu Luciers Arbeit gehören auch eine Reihe von Kammerstücken und Orchesterwerken, die sich auf eine minimalistische Art mit reinen Klängen beschäftigen. So entwarf er ein Stück, in dem Musiker auf verschiedenen Instrumenten Klänge erzeugen und versuchen allein durch diese Schallwellen im Raum verteilte Snare-Drums zum Klingen zu bringen. In einem anderen Stück versuchen Musiker auf ihren Instrumenten die per Zufall entstehenden Rückkopplungsgeräusche eines Lautsprechers exakt nachzuahmen, was jedoch niemals vollkommen gelingt
In der Tat haben die Klänge, die ‚sich selbst überlassen bleiben‘, in Luciers Werk immer eine geheimnisvoll ‚expressive‘ Qualität gehabt. Manchmal denke ich, dass hier die sprachlose Natur zu uns spricht. Und in den Werken von Alvin Lucier ist in der Tat erkennbar, dass die Natur eine sehr beredte Stimme hat.“ James Tenney

 

 

Michael Maierhof

geboren 1956, freischaffender Komponist und Improvisator, lebt in Hamburg. Studierte Musik und Mathematik in Kassel sowie Philosophie und Kunstgeschichte in Hamburg. 1989 erste Kompositionen. Seit 1990 liegt der Schwerpunkt bei der raumbezogenen Musik für Ensembles unterschiedlicher Besetzungen, der Entwicklung einer Präparations- und Untertontechnik für Streichinstrumente sowie Forschungen über das Kreisen auf Untergründen. Arbeitet an einer nicht über Tonhöhen organisierten Musik.
Er hielt Lectures über seine Musik am Trinity-College/Dublin, an der Musikhochschule Stuttgart, am Mozarteum in Salzburg, am California Arts Institute in Los Angeles, am Centre for Contemporary Music in Dublin und dem Central Conservatory of Music in Beijng/China und der Musikhochschule Freiburg. Internationale Aufführungen. Verschiedene Preise und Stipendien, zuletzt in 2008 den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart, 2009 den Kompositionspreis des Wettbewerbs „ad libitum“.

2011 Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Cellist der Quartettformationen “ NORDZUCKER“ und „Stark Bewölkt“. Mitbegründer des Verbandes für aktuelle Musik Hamburg. Mitglied von stock11.

 

 

Christoph Ogiermann
Geboren 1967. Beginnt 1990 auf Anregung von Erwin Koch-Raphael zu komponieren, schreibt seither Musik. Mitarbeit bei Tanz- und Theaterprojekten in Bremen, Berlin und Düsseldorf. Tätigkeit als Rezitator, Sänger; Geiger und Pianist in den Bereichen Freie Improvisation und europäische Kunstmusiken.
Abschluss des Kompositionsstudiums an der Hochschule für Künste Bremen bei Younghi Pagh-Paan im Winter 1999/2000. Weitere wichtige musikalische und philosophische Studien bei Georges Nicolas Wolff und Nicolas Schalz.
Im Winter 1999/2000 Aufenthalt im Archivio Luigi Nono/Venedig. Er war 2002 Gastdozent für Komposition und Improvisation in Pitea/Schwedenund Gastkomponist am Institut für Elektronische Musik und Akustik Graz.Sowie 2003 im Studio für Elektronische Musik der Technischen Universität Berlin. Er war Stipendiat der Heinrich Stobel Stiftung Freiburg i. Br. und 2005/2006 Stipendiat der Cité des Artes, Paris
Seit 2007 ist er Zwillingsvater
2008 gibt es Einladungen als Dozent für Komposition und Elektronik nach Edingurgh und Queretaro
2009 Gast der Akademie Schloss Solitude
2011 Preisträger Kompositionswettbewerb „ad libitum“ der Winfried Böhler Kulturstiftung
Lehrauftrag „Musikalische Performance“ der Universität Hildesheim
2012 Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin (Förderpreis Musik)
Er war Mitbegründer des Ensembles x-pol-batterie und der Gruppen „fünf“ , „Traurige Tiere“ und „KLANK“, er ist Mitglied der projektgruppe neue musik bremen und Künstlerischer Leiter der Reihe REM für elektronische Musik
Mitglied von stock11. Lebt in Bremen

 

 

Uwe Rasch

geb. 1957 Studium an der Universität Bremen und der Hochschule für Kunst und Musik, Bremen,  in der Kompositionsklasse von Rolf Riehm, Frankfurt; Stipendiat der Hochschule Bremen; freier Mitarbeiter bei Radio Bremen, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Künste Bremen, Musikpädagoge, Mitbegründer und Mitarbeiter der projektgruppe neue musik bremen, 2001 Preisträger des internationalen Kompositionswettbewerb der Freiburger Elisabeth-Schneider-Stiftung, 2007 Einladung zum internationalen workshop in der Cselley-Mühle Oslip Österreich. 2009 Preisträger des ad libitum Kompositionswettbewerbs Stuttgart.

Arbeitete mit nationalen und internationalen Musikern und Ensembles zusammen, wie mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Aventure, dem Phoenix Ensemble Basel, dem Ensemble L´art pourl´art, der Kammerphilharmonie Bremen, il virtuosi della fenice, dem Trio diritto, Michael Riessler, Gaston Sylvestre, Malcolm Goldstein u. a. Aufträge für den WDR und Teilnahme an Festivals: Eclat-Festival in Stuttgart, Pro musica nova in Bremen, Konzerthaus Wien u.a. Mitglied von stock11.

 

 

Martin Schüttler
geboren 1974, studierte Komposition bei Thomas Bruttger und Diego Feinstein in Kassel und bei Nicolaus A. Huber und Ludger Brümmer an der Folkwang Hochschule in Essen. Zwischen 2000 und 2004 arbeitete er als Gastkünstler am ZKM; zudem ist Schüttler tätig als Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/Main und an der Philipps-Universität Marburg. Gastvorlesungen und Vorträge hielt er u.A. an der Kunsthochschule Berlin/Weissensee, bei den Darmstädter Ferienkursen und beim Takefu International Music Festival, Japan.
Martin Schüttler arbeitete mit zahlreichen namhaften Künstlern und Ensembles zusammen, u.A. mit dem Ensemble Modern, Evan Parker, dem Trio Accanto, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart, suono mobile und dem RSO Frankfurt. Seine Arbeiten werden regelmäßig bei internationalen Festivals und Konzerten im europäischen Ausland, aber auch in Nordamerika und Japan aufgeführt. Aufführungen seiner Musik sowie Kompositionsaufträge erhielt er so z.B. beim Takefu International Music Festival, bei den Darmstädter Ferienkurse, den Donaueschinger Musiktagen, beim Tanztheater International Hannover, der Dartington Summer School, am Kaai-Theater Brüssel und am Theater Mohammed V Rabat (Marokko).
Schüttlers Kompositionen sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, darunter mit dem renommierten Kranichsteiner Preis für Komposition der Darmstädter Ferienkurse 2002. Sie reichen von solistischen und kammermusikalischen Besetzungen, über Stücke für Chor, Orchester, Live-Elektronik und Produktionen von Tonbandmusik bis hin zu Klanginstallationen, Medienkunst, Theater- und Filmmusiken, sowie Musik für Tanzperformances. 2009 erscheint eine CD mit Musik von Martin Schüttler bei der Reihe Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrats. Mitglied und Mitbegründer von stock11.

 

 

Thomas Stiegler
Geboren 1966 in Meschede/Sauerland.
1987-1993 Medizinstudium in Köln, Freiburg und Frankfurt/Main.
1991-93 Kompositionsstudium in Freiburg bei Emmanuel Nunes und Mathias Spahlinger.
1997 1. Preis beim Internationalen Kompositionswettbewerb Boswil (für quasi una fantasia).
2007 Portrait-CD in der Auswahlreihe des Deutschen Musikrats.
1. Preis beim Ensemblia-Wettbewerb Mönchengladbach

(für Und.Ging.Außen.Vorüber.IV).
Seit 1994 als Assistenzarzt, seit 2001 als Oberarzt im Klinikum Offenbach (Innere Medizin/Nephrologie) tätig.
Kann gut Dialysekatheter legen und lebt in Frankfurt/Main.

 


 

Mark Lorenz Kysela bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten, Jörg Koch, seinen Eltern und seinen Unterstützern:

 

 

Titelbild: Rolf Schoellkopf
Mastering und Korrekturen: Heiko Schulz

 

Sound Art Series by Gruenrekorder
Germany / 2013 / Gruen 120 / LC 09488 / GEMA / EAN 4050486089590

 


 

Rezensionen

 

Susanne Benda | Stuttgarter Nachrichten
Klänge für Saxofon und Elektronik
Laute Schritte nähern sich. Geräusche, harte Schnitte. Was macht Mark Lorenz Kysela da? Spielt er Saxofon oder Klarinette, oder spielt er mit Gegenständen? Was ist realer Klang, was das Ergebnis elektronischer Verfremdung? „Mark Lorenz Kysela spielt aktuelle Musik für einen Instrumentalsolisten und klangliche Erweiterungen“, beschreibt sich die CD „Eins+“ selbst. „Abenteuerreisen für Hörende“ hätte man die Einspielung auch nennen können. Im Mittelpunkt der Stücke von Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schüttler, Michael Maierhof, Alvin Lucier und Uwe Rasch stehen die Lust am Spiel und am Experiment. Nichts zum Nebenbei-Hören, eher etwas zum
Hineinfallen. Eine schöne, sehr andere CD.

 

Thomas Shrubsole | The Sound Projector
Playing The Rekorder
Eins +, translated: solo saxophone (soprano mostly, alto once) and clarinet, plus electronics, tapes, modifications etc.

 

Gruenrekorder are a label I associate mainly with thoughtful, diverse releases of field recordings (1). In this release they apply some of the transparent listening techniques familiar from those recordings of the world around us to the slightly more rarefied chambers of modern classical music. Or ‘new music’ as it prefers to be known in the well-annotated booklet.

 

Mark Lorenz proves a quietly versatile performer on this showing, selecting a variety of compositions which showcase engagingly different approaches to his implicit curatorial themes. The six different composers’ works come across as carefully selected and played with a quietly confident dedication to transparency and thoughtful interpretation. No instrumental grandstanding or showboating, as such, is indulged in (by him at least), the key here is quiet and active observation and listening. The ideas that emerge from the appealing air of modest studiousness are of pauses, spaces and silence. Of the internal and the external, of electronics and acoustics and of what is generated between the interactions of those elements. Most of all about technique, extending that technique and then subsuming that extended technique as a performer back into the music in such a way as to most effectively realise what each composition requires.

 

The two opening tracks contain perhaps the most pleasantly surprising pieces, those by Christoph Ogiermann and Thomas Stiegler. You do get an Alvin Lucier piece, later. But, really, big Al’s gonna bring the Sine Tones. We all know it, so surprising it ain’t, exackkerly. However, thee opening pieces are a species of or related to hörspiel – or radio plays. Although hörspiel sounds so much more different, so appealing… Anyway, both share a concern with materials, textures, musical episodes and scenes, constructed of the most basic yet texturally pleasing materials, a sine tone, a softly played soprano saxophone, a snatch of what sounds like a foley recording of singing birds…

 

Indeed, Ogiermann, the first composer showcased, professes an interest in approaching his composition as an ‘installation of different materials’. This almost documentary quality is backed up with his description of the physicality of a “whole body” involved in playing the saxophone and a “concrete situation”.

 

Subtle, like a Japanese tea ceremony, the sine tones and delicate beating microtones slowly seep and steep into the listening environment, colouring the listening environment a delicate, fresh transparent green (recorder).

 

An image that has inspired me in the past and that I found returning unbidden to my mind like the gentle waft of a saxophone through an old apartment is the combination of tapes, filmic editing and saxophone found in Francis Ford Coppola’s The Conversation. Here, too, there is a conversation, a subtle exposition and practical demonstration, between the different pieces. The sine tones both in Thomas Stiegler’s and Alvin Lucier’s compositions. The electronics, the radio play format.

 

Only Martin Schuttler’s composition, the third track, is a little more problematic, but it still works as a part of this conversation and contrast. The electronic elements, played by the composer, are twitchy to an almost parodic degree and coupled with sententiously intoned narration. Supposedly ‘kitschy’ ingredients, amateur (remember: lover) videos of progress in mastering the saxophone nabbed from random youtubers are used as raw material. This does raise questions about status and how the composer views himself and his work and indeed the trained contributions of Kysela regarding hierarchical institutions and the apparatus of new music (there are plenty of lists of awards received and academic achievements alongside the thought-provoking critical notes).

 

Rather tight-arsed and modernisms result – not helped by the MIDI drums – with unanswered question marks about attitudes towards ‘untrained’ musicians. Perhaps the ‘enfant terrible’ angle is overstated in the notes (although this seems to be part of the composer’s aim and is intended to contrast with what he views as reductive compositional orthodoxies within the narrow frame of reference of academic, institutionally sponsored ‘new music’ – presumably exemplified for him by other pieces on the CD?) however, this stance rather ironically reveals more similarities and shared origins with that supposed state of affairs than differences. At least he’s trying, though, I guess, and as I said, in the context of this set it works as a bit of contrast and does offer yet another variation on the themes being gently and politely probed.

 

From then on we get Splitting, an exercise in polyphony, a ‘vibratory system’ (consisting of a plastic cup and marbles) and tapes. Guttural didgeridoo buzzes from basic materials ensue. From Lucier we get a lucid formalism, and the whole thing finishes with a short deconstructionist piece based on Schubert, perhaps with a faint touch of the Maurizio Kagels.

 

All in all a good package, well selected, played and presented in the studious classical tradition and will sit happily on the next shelf along from your Stockhausen and Xenakis reissues.

 

All good. Next!

 

(1) Although they have also released plenty of instrumental and computer music in their time, I see through Discogs.
link

 

Holger Adam | testcard #23
Drei Veröffentlichungen vom Frankfurter Gruenrekorder-Label, jede versehen mit höheren akademischen Weihen und ebenso konzeptuell aufgeladen. Kopf-Hörer-Musik. An begleitenden Texten zu den Veröffentlichungen mangelt es folglich nicht, und es ist in der Tat gut zu wissen, was sich jeweils hinter dem, was man zu hören glaubt, verbirgt. Dabei sind, zumindest im Falle von David Rothenberg und Budhaditya Chattopa dhyay, bereits die Titel sehr sprechend: Rothenberg hat buchstäblich live im Feld mit allerlei Insekten Musik gemacht. Begleitend zur CD ist auch ein Buch erschienen: »How Insects Gave Us Rhythm And Noise« – und die Erfahrung einer beeindruckend mikrotonalen Klangumgebung hat vielleicht der eine oder die andere selbst schon gemacht: in der Wiese liegend, Grillen lauschend. Rothenberg hat die Klänge dieser und anderer Insekten eingefangen, sie als Musik hörbar kontextualisiert und um eigene Töne dazu ergänzt. Das Zusammenspiel der entomologischen Orchester mit den menschlichen Gastmusikern klingt zumeist abwechslungsreich und beein druckend, an der einen oder an deren Stelle spielen die Menschen etwas zu gefällig zum feingliedrigen Noise der Insekten – an den Tieren liegt es nicht! Budhaditya Chattopadhyays Eye Contact With The City ist das Pendant zu einer Video-/Klanginstallation, die Bilder und Sounds aus den Straßen Bangalores ausstellt. Nachbearbeitet erinnern die sphärisch verwehten Klänge allerdings nur noch entfernt, wie durch Fensterglas wahrgenommen, an die Geräusche einer Zehn-Millionen-Metropole. Ich nehme an, dass die Bilder zu den Klängen der Installation hier und da nicht zueinander passend präsentiert wurden, was den Verfremdungsefekt verstärken würde. Die Recordings auf Eye Contact With The City lassen zumindest keine eindeutige Zuordnung der Geräuschquellen mehr zu. Die Stadt als Klangkörper verschmilzt zu einer Industrial-Noise-Klangfläche, die dazu einlädt mit den Ohren erkundet zu werden. Wenn die Ohren nach den Insekten und der Stadt noch nicht müde sind, dann gibt es mit Mark Lorenz Kyse las Eins+ u. a. noch zu hören, wie der Musiker klingt, wenn er Musik macht. Mikrofone rücken Kysela, der auf diese Weise ein kompositorisches Konzept des Komponisten Christoph Ogiermann realisiert, so sehr auf die Pelle, dass nicht nur das Instrument und die Klänge die es erzeugt, gehört werden können, sondern auch der sich mit dem Instrument bewegende Körper des Musikers. Insgesamt steht der physische Akt des Musikmachens im Zentrum, nicht so sehr das damit einhergehende klang liche Ergebnis. Dieser Logik, nach Klängen diszipliniert unter verschiedenen Bedingungen und nach Maßgabe aller vorhandenen Möglichkeiten der Instrumente zu forschen, ohne ein Klangerlebnis im Sinne einer »schönen Musik« zu beabsichtigen, folgt Eins+ über 70 Minuten lang, in denen Kysela noch fünf weitere Kompositionen von Alvin Lucier, Uwe Rasch und drei weiteren Vertretern Neuer Musik realisiert. Eine Herausforderung, Meta-Musik zu der man das beiliegende Textbuch studieren muss, um eine erweiterte Vorstellung davon zu erhalten, was es jeweils zu hören gibt. Keine Musik für jeden Tag, aber das ist auch sicher mit keiner der drei Veröffentlichungen beabsichtigt.
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Brian Olewnick | Just outside

Six compositions by different composers performed by Kysela on clarinets and saxophones with electronic and tape accompaniment.

 

1) Christoph Ogiermann – Druckblöcke und Zeichenakku-Multationen BCC. In which hyper-physicality is paramount, using exceedingly close miking, capturing every gestural sound in high res detail, Kysel cooperating by out Küchening Küchen in terms of materiality. Scraped footsteps, heavy breathing, visceral saxophonics, ultimately wispy contrails. An impressive display of the composer’s desired „whole-body activity“, if not my favorite approach to things.

 

2) Thomas Stiegler – Treibgut IV. A thoughtful piece, constructed in segments of 30 seconds or a minute, those portions consisting of a soprano saxophone playing a simple melodic line or held note (sometimes multi-tracked), steady sine tones and recordings of „secular sounds“ (valves, meter, yards), all shuffled and irregularly overlaid. Though livelier, it has the control of a Tom Johnson piece. Also I get the sense of turning over a series of cards, one two or three at a time, revealing images that are similar to an extent but varied, each set self-realted. I like this one a lot.

 

3) Martin Schüttler – schöner leben 7. For saxophone and electronics, the latter consisting of, in good part, „soundtracks from You Tube videos in which saxophone beginners present their modest progress“. Schüttler is interested in non-professionalism, detritus, assemblage worked up from discarded, banal material. The results are disjunctive enough, reminding me of something Zorn might have come up with circa „Locus Solus“ had he the available technology. I don’t mean that as a slight–the piece works well, a kind of combine, if not a paradoxically transcendent one.

 

4) Michael Maierhof – splitting 13. Using a plastic cup filled with marbles inserted into the alto saxophone’s bell, melding it with other such cups being electronically stimulated on their own. The music is, not surprisingly, buzzy but also very strained and, well, unpleasant. Which I’m sure fulfills Maierhof’s intentions. I’m reminded a bit of Thomas Ankersmit’s excruciating (and wonderful) experiments of some years back. Similarly here, the listener has to accept a large degree of discomfort, to give up searching for comfort zones of any sort. I found it worthwhile, but its a very tough go.

 

5) Alvin Lucier – In Memoriam Jon Higgins for clarinet and pure wave oscillator. Well, I’m a complete sucker for this stuff. A relatively early (1985) work, Lucier does his trademarked thing, her having a clarinet playing steady tones against slowly moving sine waves, developing beats that neither instrument is producing on its own but which are being created inside the ear of the listener. Kysela plays cleanly here and the piece takes off as Lucier’s tend to do.

 

6) Uwe Rasch – aus vierundzwanzig: drei. A short piece (about 2 1/2 minutes), loosely inspired by Schubert’s „Die Winterreise“, not that you’d recognize any association on hearing–delicate, flitting soprano sax against clunking, intentionally awkward percussion. Rather humorous even without the reference though all snickering is brought to an end by a frowning gong smash.

 

An enjoyable recording, extremely well played, covering a wide range of contemporary composers. What more could you want?

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Martin P | Musique Machine
Well, this is one of those releases that I could possibly never stop writing about – but instead, I’m going to say very little indeed.

 

Exquisitely packaged in a metal tin, with a glossy booklet full of liner notes and biographies, “Eins+” is a collection of compositions performed primarily on clarinet and various saxophones by Kysela. These compositions come from six names, all but one new to me: Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schuttler, Michael Maierhof, Alvin Lucier and Uwe Rasch. (No prizes for guessing who was previously known to me…) The booklet explains each composition comprehensively and whilst I really do like releases that come with words, I must admit that in this case they initially hindered my listening. I’m from the school of thought that believes its the sounds that must ultimately be judged; and often something thats interesting and clever on paper, doesn’t translate into anything you might want to actually listen to. So, I found it more rewarding to just listen to the pieces, then return to the words later.

 

The contrast between the word-play of the composition notes and the pure sensual beauty of the sounds is often very marked. The obvious “earthiness” of a solo acoustic instrument, easily cuts through whatever words the composer has built on top of it. This is evident across all the pieces, but particularly on Maierhof’s “splitting 13”; where the saxophone explores such a physicality in sound, that words aren’t needed. (Indeed, one of the few negative elements of “Eins+” is the use of “preset” keyboard sounds on Schuttler’s “schoner leben 7”; these give a sometimes “amateurish”, cartoonish feel to the staccato jabs of the work – though later on, there’s a very tense, eerie passage pitting keyboard drones against sax.) All of the pieces stand up on their own, as sound; presenting a comprehensive mix of cut-ups, drones, field recording techniques, tape-work, noise and electroacoustic techniques.

 

I realise that the above is very cursory, but its really because I don’t think “Eins+” needs to be “sold” to you. Its simply a great album. It contains a truly wide range of explorations of what a sax or clarinet can do, aided and abetted by tapes and electronics; with just as much attention paid to composition and performance, as to recording techniques and environments. Its unashamedly “difficult” at times, but also has the starkly beautiful simplicity of Lucier’s piece “In Memoriam Jon Higgins”. Its not an album of easy pleasures – it rewards careful listening and is at times overtly “academic” – but the sheer visceral pleasure of the sounds and their intelligent deployment make it unmissable.
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Dietrich Heißenbüttel | Neue Zeitschrift für Musik 05/2013
In den sechs Werken der CD verbindet Mark Lorenz Kysela (geboren 1971 in Stuttgart) geräuschhafte Grenzbereiche des Saxofonklangs mit elektronischen Materialien. Umgebungsgeräusche einzubeziehen impliziert dabei auch eine Kritik der Verhältnisse zwischen Komponist und Gesellschaft, Interpret und Publikum.
Allerdings lässt sich der «Vollkontakt» zum Publikum, den Christoph Ogiermann einfordert, in der Aufnahme allenfalls simulieren. Ogiermann löst das Problem, indem er die Hör­perspektive in das Innere des Sopransaxofons verlagert, sodass Atem- und Klappengeräusche aus nächster Nähe erfahrbar werden. Die «Präsenz des Interpreten» artikuliert sich in den einleitenden Schritten des Saxofonisten auf ein imaginäres Podium in hektischen Atemgeräuschen. Diesen Zeichenakkumulationen des Titels stehen Druckblöcke gegenüber, eine Folge obsessiver, in sich bewegter, aber in ihren Umrissen statischer Klangflächen, abrupt unterbrochen von langen Pausen. Am Ende fiepen Sinus- und Saxofontöne um die Wette, bis das Stück leise ausklingt.
Thomas Stiegler rhythmisiert Alltagsgeräusche. Das ergibt einen reizvollen Klangteppich, unterbrochen gelegentlich vom homogen runden Klang einfacher Sinuston-Intervalle. Dem Saxofonisten bleibt dabei kaum mehr übrig, als den elektronischen Zuspielungen versetzt eine zweite Ebene einfacher, gedämpfter Tonfolgen oder Umspielungen des zentralen Tons e hinzuzufügen.
Martin Schüttler beginnt mit einem sehr hohen, von Knackgeräuschen unterbrochenen Zirpen und geht dann, nach einem Sinus-Akkord in Mittellage, zu einer kratzenden Attacke auf die Gehörnerven über, sodass sich die Frage stellt, ob der Titel schöner leben 7 als pure Ironie zu verstehen ist oder sein Wunsch nach selbstbestimmtem Komponieren nicht in letzter Instanz eine Verabschiedung vom Publikum bedeutet. Der fragmentierten Realität der heterogenen instrumentalen und elektronischen Klänge fügt die Stimme des Schriftstellers David Foster Wallace einen ebenso fragmentierten weiteren Kommentar hinzu.
Michael Maierhof arbeitet mit Murmeln in einem Plastikbecher – im Schalltrichter des Altsaxofons ebenso wie maschinell durchgeschüttelt. Dies als «drastische Erweiterung des Materialstands zeitgenössischer Musik» zu bezeichnen, wie dies Michael Rebhahn im Booklet tut, erscheint denn doch als großkalibrige Rhetorik. Wie weit der Gedanke trägt, zeigt sich in der Aufnahme, wo der optische Überraschungseffekt entfällt: Eine gewisse Monotonie des Hörerlebnisses ist schon nach weniger als 13 Minuten zu bemerken.
Noch weiter herunterschalten muss man bei Alvin Luciers In Memoriam Jon Higgins, das über fast zwanzig Minuten hinweg meditativ Schwebungen von Sinus- und Klarinettentönen auskostet. Kurzweilig beginnt dagegen Uwe Rasch, der die «gefrorenen Tränen» aus Schuberts Winterreise mit Eisenstange und Kissen zerhackt, bis der Komponist selbst einen Schuss in den Flügel abfeuert, der dann noch lange 47 Sekunden verhallt.

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Wonderful Wooden Reasons
If I was ever to add awards to WWR the one for excellence in packaging each year almost certainly go to Gruenrekorder.  They really do send some sublime looking things my way and the metal tin that houses ‚Einst+‘ is a beauty.
The label has a few strings to it’s bow and as such you’re never quite sure, until you hit the play button which aspect has made an appearance.  this time out it’s the turn of the sound art series with a collection by German saxophonist and clarinetist Kysela.
Here he provides interpretations of pieces by a variety of modern composers such as Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schuttler, Michael Maierfof, Alvin Lucier and Uwe Rasch.  Of the 6, I must admit it is only Lucier with whom I’m familiar so it’s with excited ears I make the plunge.
Musically it’s utterly rooted in a very modern sensibility.  Sonically it’s, for the most part, centred around Ksela’s instruments of choice which allows the proceedings a sense of familiarity albeit on subject to occasional lunges in unexpected directions along with the sometimes sudden, sometimes subtle interjections from the array of other sound sources.
For me it is the Lucier piece that is the most engaging as it’s drones are most close to my heart but the rest are never less than intriguing and often are far more.
Modern composition isn’t an area of music that I really ever have that much contact with but is certainly one that holds my interest on the rare occasion that I do and this was an unexpected treat that has gone round and round on my player for the last week as I tried to get to grips with it.
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freiStil – Magazin für Musik und Umgebung | #50

Hält man eine CD des Labels Gruenrekorder in Händen, so vermutet man darauf field recordings, meist der feinsten, subtilen Art. Nicht so in diesem Fall. Mark Lorenz Kysela ist Saxofonist. Ein Saxofonist, der sich neuer, neuester Musik widmet, der in seinem Suchen nach neuen Werken dem Experiment zuneigt. Und der als Musiker und Interpret keine Scheu davor hat, live-elektronische oder auch akustische Zusatzinstrumente miteinzubeziehen. Entsprechend hat er auf seiner Solo-CD Kompositionen aus den vergangenen Jahren versammelt, sechs an der Zahl, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise dem musikalischen Experiment widmen, deren sechs Komponisten klangliche Facetten des Saxofons untersuchen, die aber auch mit diversen Klangkontexten, sprich, Ergänzungen oder (zusätzlich aufgenommenen oder live-elektronisch generierten) Klangumgebungen experimentieren. Michael Maierhof mit Splitterklängen, hervorgerufen durch Plastikbecher als Präparationen zum Beispiel. Oder Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler und Uwe Rasch mittels Zuspielungen. Oder aber das mit Abstand älteste Stück aus dem Jahr 1985 des Amerikaners Alvin Lucier für Klarinette und Sinusgeneratoren. Und irgendwie meint man doch immer wieder in Bruchstücken auch so etwas wie field recordings, wie den Alltag, die Umgebung, wahrzunehmen. Eine Sinnestäuschung? Und/oder die berechtigte Verwischung der Grenzen zwischen Kunst und Realität im Klang? Auf jeden Fall: Hörempfehlung. (pol)

 

Idwal Fisher | IDWAL FISHER
I’ve been looking at Dave Foster Wallace’s book Infinite Jest for some years now. Since it was published in 1996 in fact. I used to pick it up in the Bradford branch of Waterstones  and marvel at its sheer size [all 1,067 pages of it] and wonder if one day I’d find the time, or the courage, to read it. Seeing as how I’ve now managed to club Pynchon into a corner with a knotty stick I decided the time was right and finally bought a copy.

 

Imagine my surprise then, dear reader, to find Wallace’s voice on the Mark Lorenz Kysela’s release ‘Eins+’. There he is on Martin Shüttlers composition ‘Schöner Leben 7’ in what I assume is one of his readings along with samples of people practicing their sax solos as culled from Youtube. Its almost like he’s begging me to read the damned thing.

 

On ‘Eins+’ Kysela’s plays various Sax’s, clarinets and assorted oddments in thee modern composition style, interpreting the work of several modern composers; Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Michael Maierhof, Alvin Lucier, Uwe Rasch and the aforementioned Shüttler.

 

A casual read of the enclosed booklet leaves you in no doubt as to what kind of territory we’re entering here ‘…the autonomy of the aesthetic process is subordinated to dispositions that regulate it externally’. Erm yeah. As ever its whats coming out of the speakers that count and what does emerge is truly captivating. On Michael Maierhof’s  ‘Splitting 13’ a plastic cup filled with marbles is inserted into the mouth of an Altosax the result being a series of shrill and dissonant vibrations capable of shattering anything brittle. Tremendously painful and piercing rattles that are followed by silences and low undertones that are the sort of hums you get from digeridoos. A bit like being given electric shocks and then a nice cup of tea in rotation. The entire 70 minute trip begins with a walk to the performing area and a Sax so closely miked as to be able to pick up everything from breaths, tone holes being covered and uncovered and a series of dissonant scrapes that screech like a length of suspension bridge cable being abused with a tenon saw. Electronic elements are introduced, most prominently on Shüttler’s piece where we begin with a gentle flickering of glitches, fried connections and disconnected telephone lines but perhaps most notably on Alvin Lucier’s ‘In Memorium John Higgins’ where ‘the vibrations of a stable clarinet tone and the vibrations of of a slowly rising and barely audible sinus tone meet’. This being Kyslea’s interpretation of Lucier’s discovery that amplified brain waves could be converted into audible frequencies.

 

We end with a a short but delightful composition from Uwe Rasch called ‘For Sopranosaxophone and Volleyball’. I’ll assume you can work that one out for yourselves. The piece ends with the crashing of a piano lid. A fitting finale.

 

Kyslea’s task couldn’t have been an easy one but he tackles these difficult pieces with a professional hand. A delightful if at times difficult listen and one that I feel I’d be more comfortable with listening at home than in the live situation. Having seen plastic cups filled with water scraped in the name of contemporary composition I feel I have a platform to speak from. […]
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Guillermo Escudero | Loop

Mark Lorenz Kysela born in Stuttgart, Germany studied classical saxophone, chamber music and contemporary music in Frankfurt and the CNR Bordeaux in France.
Kysela works in the field of modern composition, electroacoustic and computer music improvisation and play different types of saxophone and clarinet that combines with electronic devices and tapes.
On ‚Eins +‘ Kysela plays six pieces of composers Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schuettler, Michael Maierhof, Uwe Rasch and Alvin Lucier. In the six piece Kysela add tapes, sine waves and electronics.
On ‚DRUCKBLÖCKE und ZEICHENAKKUMULATIONEN BCC‘ Kysela plays soprano saxophone and makes noises with his own body and Ogiermann plays tapes and radio versions. The noises sound very close and are combine with saxophone’s babble of Kysela.
The recordings of bird songs deep into the woods on ‚Treibgut VI‘ is composed by Thomas Stiegler, who plays the tapes alongwith Hannes Seidl and Kysela on sax.
‚Schöner leben 7‘ is composed by Martin Schüttler who plays live-electronics and prepared samples, Kysela on soprano and tenor sax in addition to electronic devices, alongwith Mara Genschel on text and David Foster, voice. The result is a series of electric noises and improvised sax blows and texts which I can not connect with the music as my limitation I guess.
‚Splitting 13‘ Michael Maierhof use tapes while Kysela plays strongly alto sax which is processed and hardly cames out the original sound of the sax.
‚In Memoriam Jon Higgins‘ is French’s Alvin Lucier composition in which Kysela plays clarinet and pure tone generator programming. This is also an abstract piece as the rest.
The final composition is ‚Aus vierundzwanzig: drei‘ of Uwe Rasch who makes accurate blows at the piano and Kysela plays soprano sax, tapes and percussion recordings. Here it can be appreciate a noise generator that produces different sound waves.

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textura
Let’s not mince words: Mark Lorenz Kysela’s Eins + is challenging music, to say the least. Yes, the Stuttgart-born Kysela does play soprano sax (and clarinet), but he’s no Kenny G or Grover Washington. Attractively packaged in a steel case and supplemented by a full-colour booklet containing background information (in both English and German), Eins + features contemporary works by Alvin Lucier, Christoph Ogiermann, Martin Schüttler, Thomas Stiegler, Michael Maierhof, and Uwe Rasch, all of them experimental settings that pair Kysela with electronic or analogue enhancements and tapes.

 

In this case, perhaps the best way to capture the recording’s content is to say a few words about each of the pieces. First up is Ogiermann’s “Druckblöcke Und Zeichenakkumulationen BCC,” which, designed as a radio play, is more about whole body performance than music per se, and as such involves Kysela generating “performative noises” in addition to the piercing squeals of the soprano sax. In the piece’s loudest moments, Kysela’s high-pitched playing becomes an industrial howl, while breathless panting also becomes part of the sonic mix. A querulous musical motif voiced by Kysela’s soprano saxophone lends Stiegler’s “Treibgut VI” an immediate musical dimension downplayed in Ogiermann’s piece. Stiegler operates in accordance with principles of simplicity and reduction, which also lend the work a refreshing amount of clarity and accessibility. There’s still an experimental edge to the piece—the tape component consists of traffic and bird noises, a valve radio, a water meter, and so on—but the superimposition of Kysela’s saxophone upon the mutating collage gives the piece a coherence and unity it might lack otherwise.

 

One of the recording’s more radical settings, Schüttler’s “Schöner Leben 7” situates Kysela’s soprano and tenor sax playing within a fractured and convulsive field of abrasive glitches, stumbling beats, and recited text (the voice is that of the late writer David Foster Wallace). Schüttler himself contributes live electronics and samples to the piece, the sum-total of which makes for the release’s most uncompromising setting. In Maierhof’s “Splitting 13,” the alto sax is equipped with a vibratory system—a plastic cup filled with marbles that’s attached to the instrument’s bell—and when notes are blown, the construction vibrates, producing unfamiliar sounds—grinding, growling, screeching—not typically associated with the saxophone. When heard after the Schüttler and Maierhof pieces, Lucier’s “In Memoriam Jon Higgins” seems almost quaint in its subdued, unprepossessing character. Scored for clarinet and pure wave oscillator, the 1985 piece finds the soft vibrations of Kysela’s clarinet tone aligning for twenty minutes with the gradually rising sinus tone, resulting in auditory beat patterns that prove hypnotic despite the minimal elements involved.

 

Two minutes of saxophone flutter and percussion (iron sticks, drum sticks), Rasch’s “Aus Vierundzwanzig: Drei” acts as a brief coda that extracts sounds from the third song in Franz Schubert’s 24-part lieder cycle Die Winterreise to situate them within a newly created context. By now, it should be clear that Eins + is hardly a conventional musical recording but instead one that questions the very notion of what constitutes music. It’s hardly easy listening, then, but one nevertheless comes away from the recording admiring Kysela for his resolve and dedication to experimental music-making.

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Julien Héraud | improv sphere
Alors là, voici une étrange suite de pièces interprétées aux saxophones alto, ténor et soprano ainsi qu’à la clarinette par Mark Lorenz Kysela. Autant de bois systématiquement accompagnés d’électronique, d’ondes sinusoïdales et de bandes légeres et discrètes la plupart du temps. Au moins sur deux pistes, on croirait entendre de l’improvisation électroacoustique (surtout les pistes 1 et 3), mais il s’agit pourtant bien de musique écrite – peut-être pas mal à partir de partition graphique ou d’indications sommaires. Quant aux compositeurs, ils me sont tous – hormis Alvin Lucier – complètement inconnus: Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schüttler, Michael Maierhof, Uwe Rasch.

 

Mises à part les deux pièces proches de l’eai déjà citées, les quatre autres sont plutôt minimales et axées sur des paramètres restreints. Des variations microtonales aux jeux de timbre sur un saxophone avec un résonateur en plastique intégré, MLK ajoute également des interventions électroniques simples et sommaires, mais toujours renouvelées. Une suite de pièces expérimentales, entre l’improvisation, la composition et l’art sonore. Les frontières se brouillent, ce que j’adore, mais les idées et l’interprétation manquent parfois de consistance. Le tout sonne plutôt bien, mais il y a un quelque chose de convenu et d’attendu qui affaiblit cette suite je trouve. Peut-être est-ce simplement le fait que les frontières entre la musique contemporaine, l’art sonore et l’improvisation sont plus embrouillées et manipulées maladroitement que brouillées comme je l’aime habituellement. Une suite assez originale et singulière, qui se veut un questionnement sur les performances solo et la nature radicale du langage musical, ce que je n’ai pas vraiment ressenti, mais qui reste tout de même assez riche et diversifiée, ainsi que puissante et intense par moments.

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Frans de Waard | VITAL WEEKLY

Gruenrekorder may be best known as a label to release lots of music that deals with any sort of field recording, they also release music that is well… just more music related. Improvised, electronic or modern classical, such as in the case of Mark Lorenz Kysela. He plays saxophones and clarinet, solo but also in combination with live electronics, ‚analogue enhancements‘ and tapes. Here he plays six pieces, by composers such as Christoph Ogiermann, Thomas Stiegler, Martin Schüttler, Michael Maierhof, Uwe Rasch and Alvin Lucier – actually the only name I recognized of this lot. In all six pieces we have some addition, tapes, sine waves or electronics. While I am not always an avid fan of modern compositions, this I must say sounds quite good. It might of course be the quality of the pieces, or perhaps the way Kysela plays them, or both of course, but it sounds pretty good. Kysela sometimes uses very close miking of his instruments, so we hear all the mechanisms of the instruments, breathing, fingers and such like, but never the complete picture is lost of the piece. Clarinet and saxophone remains what they are throughout these compositions. My favorite might be the composition by Christoph Ogiermann, with its strong dynamics and electro-acoustic approach. Maybe that returns all in other pieces, except for the Lucier piece. Here Kysela doesn’t seem to add much to the versions we already know from ‚In Memoriam Jon Higgins‘. This is a pretty strong release that shouldn’t just appeal to those who like modern classical music, but also if electro-acoustic or improvised music is more your alley. (FdW)

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