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Reviews | By Rigobert Dittmann / Bad Alchemy Magazin (131) – Sound of the Wetlands | Various artists & Everyday Infrasound in an Uncertain World | Brian House

Reviews | By Rigobert Dittmann / Bad Alchemy Magazin (131)
Sound of the Wetlands | Various artists
Sound of the Wetlands (Gruen 229, 2xCD) resultiert aus der Luftbrücke zwischen dem SoundLapse- Projekt an der Universidad Austral de Chile in Val- divia und dem London Wetland Centre (LWC) bei Barnes im London Borough of Richmond upon Thames. Valdivia ist benannt nach dem Konquistador, der Chile kolonialisierte, doch 1553 den indigenen Mapuche unterlag, die ihn rituell erschlugen und sein Herz aßen. Im 19. Jh. Ziel deutscher Aus- wanderer, 1960 Opfer des Großen Chile-Erdbebens und Tsunamis. Heute kann es sich rühmen, als erste ‚Wetland City‘ Lateinamerikas zu gelten. Als „A Model of Conservation and Sustainability“, durchflossen vom Calle Calle, mit der Av. Arturo Prat als Uferpromenade, gesäumt vom Rio Valdivia, die beide im Cruces River münden, mit der Isla Teja als Binneninsel und Sitz der Universität. Dr. Adam Stanović, der elektroakustische Musik am London College of Communication, University of the Arts lehrt und selber praktiziert, und Felipe Otondo, der nach Stationen in Aalborg, York, Leeds und Lancaster an der Universidad Austral lehrt, collagierten nun ein bio-, geo- und hydrophonisches Klangmosaik aus dem Vogelparadies bei London und der Wetland City. []

 

Everyday Infrasound in an Uncertain World | Brian House
Zitat: Wenn der Mensch Frequenzen unter 20 Hz wahrnehmen könnte, wären Veränderungen der Meeresströmungen, Waldbrände, Turbinen, zurückweichende Gletscher, industrielle Klima- und Lüftungsanlagen, Superstürme und andere geophysikalische und anthropogene Quellen auf der ganzen Welt Teil der alltäglichen Geräuschkulisse unseres Lebens, wo immer wir uns auch befinden. BRIAN HOUSE legt damit die Basis für Everyday Infrasound in an Uncertain World (Gruen 228, LP). Mit in Amherst, Massachusetts, mit ‚Macrophones‘ eingefangenem Infraschall bei Tag – ‚Day, 6am–6pm‘ [12:00] – und bei Nacht – ‚Night, 6pm–6am‘ [12:00]. Wobei er die 24 Stunden auf zweimal 12 Minuten gerafft hat. Das ergibt eine wie geträumte Phonographie aus schlurchenden Schüben von dumpf dröhnenden Klangwolken, glissandierenden Strichen und flötenden Lauten mit einem Anklang von EVP, von ‚paranormalen Tonbandstimmen‘, oder von Walgesang. Eine heimliche und merkwürdig zarte Musik, die die Welt da für sich macht. Dabei geht es House, der am Amherst College Kunst lehrt, um den Climate Change, der auch da stattfindet, wo man es nicht ’sieht‘ und ‚hört‘. Mit „Animas“ (2016) hat er den katastrophalen ‚2015 Gold King Mine waste water spill‘ thematisiert, mit „Terminal Moraine“ (2021) die Gletscherschmelze und unser fehlendes Zeitgefühl, mit „Post-Natural Pastorale“ (2022) New Yorks Freshkills Park als renaturierte Mülldeponie. Man sollte auf ihn hören. []