Reviews | By Rigobert Dittmann / Bad Alchemy Magazin (102)
Gerald Fiebig feat. EMERGE & Christian Z. Müller | Gasworks
Die Städte, phosphoreszierend am Ufer, die glosenden Werke der Industrie, unter den Rauchfahnen wartend gleich Ozeanriesen auf das Dröhnen des Horns… Mit diesen Zeilen von W. G. Sebald, in „Nach der Natur“ gerahmt von Albrecht Altdorfers Visionen einer im Feuersturm verzehrten Stadt (auf „Lot und seine Töchter“) und des Gemetzels der „Alexanderschlacht“, gibt GERALD FIEBIG seinen Gasworks (Gruen 179) eine Stimmung wie auf William Turners ‚The Fighting Temeraine‘. Last Exit: Abwrackwerft, Elefantenfriedhof der Industrie. Erstes Stadium: Nach dem Paradies. Zweites: Nach der Natur. Drittes: Nach der Industrie, post-industrial. Fiebig, bekannt durch seine Klangkunst bei Attenuation Circuit und durch Gedichte wie zuletzt „nach dem nachkrieg“ (parasitenpresse), taucht mit den Ohren in das von 1915 bis 1968 betriebene und bis 2001 als Verteiler genutzte Gaswerk in Augsburg-Oberhausen, das, ähnlich wie die Westergasfabriek in Amsterdam, mehr und mehr als Kulturpark genutzt wird (Modular Festival, Brechtbühne…). []

 

David Rothenberg | Nightingale Cities
DAVID ROTHENBERG ist Klarinettist, erprobt im Spiel mit Scanner, Pauline Oliveros, Iva Bittová, Marilyn Crispell, er ist Professor of Philosophy and Music und er ist der Autor von „Sudden Music: Improvisation, Sound, Nature“ (2002), „Why Birds Sing“ (2005), „Thousand Mile Song: Whale Music in a Sea of Sound“ (2008), „Survival of the Beautiful: Art, Science, and Evolution“ (2011) oder „Bug Music: How Insects Gave Us Rhythm and Noise“ (2013). Lauter Bücher mit Musik. Zu seinem neuesten, „Nightingales in Berlin“, gehört Nightingale Cities: Berlin / Helsinki (Terra Nova, TN 1920 / Gruen 189, 2 x CD), aber auch schon „Berlin Bülbül“ (TN 1511 / Gruen 159). Beides mit Electronics von Korhan Erel, Rothenberg mit auch noch Bassklarinette, Seljefløyte, Furulya oder iPad, sowie nun auch noch den Sängerinnen Lembe Lokk & Cymin Samawatie, der Geigerin Sanna Salmenkallio und weiteren Berliner Bülbüllauschern, die sich die Nächte um die Ohren schlugen, um mit Nachtigallen zu musizieren. []